September 2017


Einen Tag nach der Bundestagswahl im September 2017 legte Martin Schultz, der damalige Kanzlerkandidat der SPD, einen denkwürdigen Auftritt vor der Presse hin. Auf welch kuriose Weise sich seine Aussage bewahrheiten würde, konnte er zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch nicht ahnen. Es war jedenfalls das erste Mal, dass er seinen Kurs abrupt änderte. Das nächste Mal geschah nachdem die Jamaika-Verhandlungen von CDU/CSU, Grünen und FDP geplatzt waren. Nach einigem Hin- und Her ließ sich Schultz dann im Januar 2018 doch wieder zunächst auf Sondierungs- und später auf Koalitionsgespräche ein. Das dritte Mal geschah kurz vor Ende der Koalitionsgespräche als durchsickerte, dass Schultz das Außenministerium anstrebe. Das löste in der SPD eine Revolte aus, nicht nur weil Schultz damit eine offensichtliche Absprache mit Sigmar Gabriel gebrochen hatte, sondern weil Schultz Prinzipienlosigkeit vorgeworfen wurde. Die Quittung bestand darin, dass Schultz praktisch mit Verkündung der Ergebnisse der Koalitionsvereinbarungen Anfang Februar seinen Rücktritt erklären musste, und das obwohl die SPD unter seiner Führung extrem viel aus diesen Verhandlungen für sich herausgeholt hatte. Die Union war zu weitreichenden Zugeständnissen bereit, weil sie davon ausgehen musste, dass die Mitglieder der SPD ein schwaches Verhandlungsergebnis mit Ablehnung einer erneuten Regierungsbeteiligung beantwortet hätten. Neuwahlen fürchtete die Union offenbar noch mehr als den Verrat an ihren eigenen Positionen. So kam es schließlich, dass sich die SPD trotz ihres historisch schwachen Wahlergebnisses fast auf der ganzen Linie durchsetzen konnte und dabei en passant auch noch den inzwischen ungeliebten SPD-Vorsitzenden los wurde.