April 2018

Zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen psychisch erkrankt

So lautete die Schlagzeile zu einer Studie der Universität Leipzig, die von der Deutschen Depressionshilfe veröffentlicht wurde. Auf Nachfrage ergab sich, dass die Quote auf einer krassen statistischen Fehlinterpretation beruht. In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Leipzig wurden Jobvermittler darauf trainiert, psychische Erkrankungen bei ihren Klienten zu erkennen. Sie identifizierten daraufhin 1.000 Personen, die zu einer Fachstelle geleitet wurden, die dann feststellte, dass 2/3 dieser Personen tatsächlich unter einer psychischen Erkrankung litten. Die entsprechende Quote sagt daher bestenfalls etwas darüber aus, wie gut die Jobvermittler darin waren, psychische Erkrankungen zu erkennen. Die Schlagzeile hätte also zutreffender lauten müssen: „Jede dritte Psycho-Diagnose der Jobcenter falsch“. Bei dem gewählten Sampling-Verfahren ist eine Quote von 2/3 zutreffender Krankheitsvermutungen mit einer Prävalenz von bis zu 75% vereinbar. Die Prävalenz könnte aber auch deutlich niedriger sein. Wenn beispielsweise nur 6 von 100 älteren Langzeitarbeitslosen psychisch erkrankt sind, würden die Jobvermittler im Durchschnitt vier von ihnen richtig und zwei von ihnen falsch diagnostizieren. Das Ergebnis wäre immer noch eine Quote von 2/3 zutreffender Krankheitsvermutungen.