August 2019

DIENSTAG, 13.08.2019 F.A.Z. – RHEIN-MAIN · HESSEN

Mit dem Staubsauger in den Autotank

Frau zapft versehentlich Benzin und will es absaugen – doch das ist keine gute Idee

kjma. ESCHBORN. Was tun, wenn man versehentlich den falschen Kraftstoff getankt hat? Lieber nicht kreativ werden, wie eine spektakuläre Aktion an einer Tankstelle in Eschborn zeigt. 

Eine 55 Jahre alte Frau hatte am Freitagabend Benzin in ihr Dieselauto gefüllt und den Fehler zu spät bemerkt. Statt kundige Hilfe zu holen, entschied sie sich, selbst Hand anzulegen. Gemeinsam mit einem 20Jahre alten Passanten rollte sie das Fahrzeug zur Staubsaugeranlage der Tankstelle. Mit Hilfe eines Gartenschlauchs, auf den die beiden einen Staubsauger setzten, wollten sie das Benzin abzapfen und in eine Metallwanne umfüllen. Doch das hatte unerwartete Folgen. Der Wagen der Frau brannte vollständig aus, sie selbst blieb unverletzt. Der junge Helfer erlitt eine Handverletzung. 

Frank Christian war am Abend als Einheitsführer des Löschfahrzeuges der Freiwilligen Feuerwehr Eschborn im Einsatz. „Das habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt.“ Christian und seine Kollegen hatten nach ihren Worten schon auf dem Weg zur Tankstelle eine große Rauchsäule gesehen. Es sei unklar gewesen, was sie vor Ort erwarten würde. Ihr Löschfahrzeug sei kurz nach den Kollegen der Feuerwehr Niederhöchstadt eingetroffen, das Auto stand bereits in Flammen. „Durch die Dämpfe, die der Staubsauger angesaugt hatte, hat zuerst der Staubsauger gebrannt und dann eine Kettenreaktion ausgelöst“, erläutert Christian.

Nach Angaben der Feuerwehr Eschborn brannte in der Nähe des Wagens auch ein Container mit Holzboden, in dem Öle und Schmiermittel für den Tankstellenverkauf gelagert waren. Über die vom Auto ausgelaufene Flüssigkeit am Boden hatte dieser sich ebenfalls entzündet.

Nach Christians Einschätzung hätte die Situation richtig gefährlich werden können, wenn das Auto explodiert wäre. Da es aber nur gebrannt hat und zudem zehn Meter entfernt von den Zapfsäulen gestanden habe, „konnte nichts passieren“, sagt der Feuerwehrmann. Für gewöhnlich sei es in solchen Gefahrensituationen üblich, dass die Tankstellenbetreiber den Notausschalter drückten und die Zapfsäulen damit abstellten. Ob das am Freitagabend der Fall gewesen sei, könne er nicht sagen. Auch wie viel Benzin im Dieseltank gewesen sei und warum der 20 Jahre alte Mann eingewilligt hatte, bei dem waghalsigen Unterfangen zu helfen, sei unklar. Der Betreiber der Tankstelle wollte sich nicht zu dem Vorfall äußern.

Um zu verhindern, dass jemand Diesel in einen Benzintank füllt, sind die Diesel-Einfüllstutzen so groß, dass sie nicht in den Tankeinlass passen. Umgekehrt passen die Benzin-Einfüllstutzen jedoch in Dieselfahrzeuge, was den Eschborner Vorfall ermöglicht hat.